Die nächste Evangelische Morgenfeier von Melitta Müller-Hansen läuft am 24. August ab 10.30 Uhr auf Bayern 1.

Die nächste Evangelische Morgenfeier von Melitta Müller-Hansen läuft am 24. August ab 10.30 Uhr auf Bayern 1.

Bild: ELKB

Melitta Müller-Hansen im Porträt

Eine Stimme, die man kennt

Mit Radio- und TV-Formaten wie der Evangelischen Morgenfeier erreichen die Mitarbeitenden des Rundfunkreferats der bayerischen Landeskirche ein Millionenpublikum. Wir stellen die Menschen hinter Mikrofon und Kamera vor.  

Ihr Stimme kennt vermutlich jeder Bayern-1-Hörer: Melitta Müller-Hansen. Seit mehr als 20 Jahren gehört sie zu den Sprechern der beliebten Radioandachten, den „Evangelischen Morgenfeiern“. Seit über einem Jahrzehnt ist sie außerdem die landeskirchliche Beauftragte für Hörfunk und Fernsehen beim Bayerischen Rundfunk. Einen schöneren Beruf kann sie sich nicht vorstellen – auch, wenn er sie manchmal zur Verzweiflung treibt. 

Den Weg zum Radio findet die heute 62-Jährige während ihrer ersten Elternzeit. „Ich habe es geliebt, schwanger zu sein, aber ich brauchte eine Herausforderung für den Kopf“, sagt Melitta Müller-Hansen, damals Gemeindepfarrerin in Gröbenzell (Kreis Fürstenfeldbruck). Die werdende Mutter bewirbt sich beim „Kirchenfunk“. Mit Erfolg. Zwischen Wickeln und Stillen kümmert sie sich fortan um BR-Formate wie „Auf ein Wort“, später kommen unter anderem die „Evangelischen Morgenfeiern“ dazu. Die hatte sie schon als Studentin der Theologie in Erlangen und Heidelberg gern gehört. 

Gebürtig stammt Melitta Müller-Hansen aus Siebenbürgen. Mit 17 Jahren wandert sie mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland aus. „Wie viele andere auch wollten wir der brutalen Diktatur dort entfliehen.“ Die Familie lässt sich in Ingolstadt nieder. Auf dem Gymnasium hat sie zum ersten Mal Religionsunterricht – und ist fasziniert. So etwas gab es in den Deutschen Schulen in Rumänien nicht. Trotzdem spielte der Glaube schon in ihrer Kindheit und Jugend eine herausragende Rolle. „Ich war ein frommes Kind“, sagt Melitta Müller-Hansen und lacht ihr volltönendes Lachen. Fast jeden Sonntag ging sie zum Gottesdienst. „Ich wollte hören, was der Pfarrer predigte.“ 

Schnell steht für Melitta Müller-Hansen fest: Sie will Evangelische Theologie studieren. Abitur und Studium in einem fremden Land stellen kein Problem dar, im Gegenteil: „Ich war sehr wissbegierig“, erinnert sich Melitta Müller-Hansen. „Es war, als würden jeden Tag hundert Türen in meinem Kopf aufgehen.“ Der Neuanfang bringt aber natürlich auch Schwierigkeiten mit sich. „Mit jedem Schritt ins Neue habe ich mich von dem entfernt, was mir lieb war.“ Halt geben ihr neue Freundschaften. Sie zu schließen fällt der fröhlichen jungen Frau mit ihrer offenen, herzlichen Art nicht schwer. Und auch die Gottesdienste in ihrer neuen Gemeinde helfen ihr, in Deutschland anzukommen. „Die Kirche war wie eine Arche für mich. Hier fühlte ich mich richtig.“ 

Mit dem bayerischen Dialekt tut sich Melitta Müller-Hansen anfangs schwer. „Es war mühsam, sich da reinzuhören.“ Sie selbst spricht mit leicht siebenbürgisch-sächsischer Sprachfärbung. Er garantiert ihr im Radio einen hohen Wiedererkennungswert, ist quasi ihr Markenzeichen. Genau, wie die modische Kurzhaarfrisur und die stets perfekt auf ihre Kleidung abgestimmten Accessoires.  

„Wir feiern das Gemeinsame, das brauchen wir in dieser Welt mehr denn je."

Melitta Müller-Hansen

Neben dem Radio ist die Rundfunkbeauftragte für verschiedene TV-Formate wie „Sinn & Seele“ zuständig. Außerdem betreut sie sechs bis acht Fernsehgottesdienste pro Jahr. Ein Thema liegt der Wahl-Olchingerin bei ihrer Arbeit besonders am Herzen: der interreligiöse Dialog. Beim ARD-Pfingstgottesdienst heuer stellte sie zum Beispiel das Vertrauen in den Mittelpunkt, das Juden- und Christentum sowie den Islam miteinander verbindet „Wir feiern das Gemeinsame, das brauchen wir in dieser Welt mehr denn je.“  

Das Thema interreligiöser Dialog ist Melitta Müller-Hansen so wichtig, dass sie mit knapp 60 Jahren sogar an die Uni zurückkehrt und „Spirituelle Theologie im interreligiösen Prozess“ studiert. Wie schon während ihrer Elternzeit braucht sie immer wieder Herausforderungen für ihren Intellekt. Nicht von ungefähr gehört das Lesen zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen. Ob Zeitungen, Magazine oder Fachbücher über Theologie und Mystik: „Schon früher konnte ich mit meinen Jungs nicht mal auf den Spielplatz gehen, ohne etwas zu lesen dabei zu haben“, sagt Melitta Müller-Hansen und lacht. In ihrer knapp bemessenen Freizeit singt sie außerdem im Bach-Chor Fürstenfeldbruck. „Singen ist neben dem Wort mein intensivster Ausdruck.“ 

Von Natur aus perfektionistisch veranlagt, bringt sie ihr Beruf als Rundfunkverantwortliche der bayerischen Landeskirche immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Bei den Vorbereitungen für eine Sendung kommt sie stets an einen Punkt, an dem sie denkt: „Das ist nicht gut genug, das wird nichts“. Der Druck ist enorm: Bis zu einer Million hören sich die „Evangelischen Morgenfeiern“ im Schnitt an. Kritiker halten mit ihrer Meinung mitunter nicht hinterm Berg. Bei Schreibblockaden hilft Melitta Müller-Hansen der Austausch mit ihren Mitarbeitenden, Julia Rittner-Kopp und Alexander Brandl. „Ich brauche den Dialog.“ Mindestens einmal im Jahr gönnt sie sich außerdem kurze Auszeiten in völligem Schweigen, um wieder Kraft zu tanken.  

„Das ist mein Leben“, sagt die Mutter zweier erwachsener Söhne über ihren Beruf. „Ich habe so viel Freude daran und bekomme so viel zurück.“ Dennoch freut sie sich auf den Ruhestand in ein paar Jahren. Auf den Wegfall des permanenten Zeitdrucks, den Radio- und Fernsehproduktionen mit sich bringen. Gemeinsam mit ihrem Mann, einem Patentanwalt, möchte sie viel reisen. Sie will mehr Zeit mit Freunden verbringen, die im stressigen Alltag aktuell manchmal zu kurz kommen. „Und wahrscheinlich werde ich noch ein bisschen als Autorin für den Deutschlandfunk arbeiten“, sagt Melitta Müller-Hansen und lächelt. Auch im Ruhestand braucht sie schließlich eine intellektuelle Herausforderung.

24.07.2025
Silke Scheder