Seit einem dreiviertel Jahr gehört der 38-Jährige zum Team der landeskirchlichen Beauftragten für Hörfunk und Fernsehen, Melitta Müller-Hansen.

Seit einem dreiviertel Jahr gehört der 38-Jährige zum Team der landeskirchlichen Beauftragten für Hörfunk und Fernsehen.

Bild: Johanna Degenstein

Alexander Brandl im Porträt 

Vom Beauty-PR-Berater zum Rundfunk-Pfarrer

Mit Radio- und TV-Formaten wie der Evangelischen Morgenfeier erreichen die Mitarbeitenden des Rundfunkreferats der bayerischen Landeskirche ein Millionenpublikum. Wir stellen die Menschen hinter Mikrofon und Kamera vor.  

Verkündigung im Radio ist eine schwierige Angelegenheit. Nur über die Stimme die Herzen der Hörer zu erreichen ist eine Herausforderung – und damit genau das Richtige für Pfarrer Alexander Brandl. „Es reizt mich wahnsinnig, eine Sprache und Inhalte zu finden, dank derer auch kirchenferne Menschen am Ende sagen: ,So ist es eigentlich doch ganz spannend‘.“ 

Seit einem dreiviertel Jahr gehört der 38-Jährige zum Team der landeskirchlichen Beauftragten für Hörfunk und Fernsehen, Melitta Müller-Hansen. Mit Radio-Sendungen wie der Evangelischen Morgenfeier erreichen die Mitglieder des Rundfunkreferats bis zu einer Million Hörer. „Die Quoten bei unseren Formaten sind stabil“, freut sich Alexander Brandl.  

Der gebürtige Oberpfälzer selbst schreibt und spricht zwei- bis dreimal pro Jahr eine Morgenfeier ein und steht hin und wieder bei Fernsehgottesdiensten vor der Kamera. Zusätzlich betreut er einen Teil der Autoren von „Auf ein Wort“. Erst kürzlich hat er außerdem zusammen mit Melitta Müller-Hansen ein neues TV-Format für den BR namens „Sinn & Seele“ entwickelt. In 15-minütigen Episoden geben Menschen persönliche Einblicke in ihre Sinnsuche und erzählen, wie und wo sie Antworten finden. 

Damit nicht genug, ist Alexander Brandl seit März auch noch Theologisch-Pädagogischer Vorstand im Geistlichen Zentrum des Klosters Schwanberg. „Ich bin dort für das Kursprogramm und die Außenwirkung zuständig.“ Seine Arbeitskraft teilt er zwischen Rundfunkreferat und Geistlichem Zentrum zwar zu gleichen Teilen auf. Dennoch hat der 38-Jährige seinen Lebensmittelpunkt von München nach Unterfranken in die Nähe des Schwanbergs verlegt. „Ich lebe zusammen mit meinem Mann in einem 400-Seelen-Dorf mitten in den Weinbergen“, verrät Alexander Brandl.  

Für Hobbys bleibt nicht viel Zeit – zumal Alexander Brandl auch noch unter die Buchautoren gegangen ist („Hoffnungsschimmern“) und als @alpha.oh.mega über 4000 Follower bei Instagram über sein Leben und seine Arbeit auf dem Laufenden hält. Auf der Social-Media-Plattform bekommt er vor allem von Jüngeren ein direktes Feedback zu seiner Arbeit. Die Älteren schreiben ihm E-Mails, sagt er. Neben viel Lob gibt es immer mal wieder auch Kritik: „Den Frommen bin ich nicht fromm genug, den Nicht-Gläubigen zu gläubig.“ Den einen ist er zu politisch, den anderen zu wenig politisch. Schnell hat er gemerkt, dass er es nicht allen recht machen kann. „Deshalb bleibe ich mir treu und mache das, was für mich relevant ist.“ 

„Ich mache aus meinen Predigten normalerweise eine kleine Show mit viel Gestik und Mimik.“

Alexander Brandl

Seine Themen findet er im Alltag. Auf der Hantelbank im Fitness-Studio kam ihm einst die Idee, eine Morgenfeier über Körperlichkeit in der Bibel zu schreiben. Im Gespräch mit einem Cutter beim Filmschnitt fiel ihm das Thema für seine nächste Sendung am 17. August ein: Disziplin. „Das ist ein Begriff, den ich wieder mag, seit ich ihn spirituell verstehe.“ 

Ruhe und Ausgleich findet Alexander Brandl vor allem in der Meditation. Inzwischen ist er selbst „Anleiter in christlicher Meditation“. Die Übungen intensivieren seine Beziehung zu Gott. Und sie helfen ihm auch vor dem Gang ins BR-Aufnahmestudio, um Atem und Stimme zu entspannen. Für ihn ist es aufregender, allein vor einem Mikrofon zu stehen als auf der Kanzel vor einer Kirchengemeinde. „Ich mache aus meinen Predigten normalerweise eine kleine Show mit viel Gestik und Mimik.“ Im Radio kann das niemand sehen, er muss allein über seine Stimme Emotionen aufbauen. „Das hinzubekommen, ohne die Energie zu verlieren, ist die große Kunst.“ 

Trotz seines sehr vollen Terminkalenders lässt es sich Alexander Brandl nicht nehmen, weiterhin seelsorgerlich tätig zu sein. „Diese Momente, wenn Menschen mich in ihr Leben lassen und man gemeinsam einen Weg geht – sie gehören zu den Hauptgründen, warum ich Pfarrer geworden bin.“ Die Begegnungen bereichern auch sein eigenes Leben. Er habe zum Beispiel viel von älteren Menschen lernen dürfen. „Solche Erkenntnisse fließen dann in mein Schreiben und Sprechen ein.“ 

Alexander Brandl war nach dem Vikariat in München-Harlaching zwei Jahre als Gemeindepfarrer im Münchner Norden tätig, ehe er ins Rundfunkreferat beziehungsweise auf den Schwanberg wechselte. Ordiniert wurde er nämlich erst mit Mitte 30. Nach dem Abitur studierte er zwar neben Deutsch und Französisch auch Theologie für das Lehramt an Gymnasien. Er entschied sich aber nach dem Staatsexamen für eine Karriere in den Bereichen PR und Öffentlichkeitsarbeit. Alexander Brandl arbeitete unter anderem in einer Beauty- und Modeagentur in München. „Das war eine lustige und lehrreiche Zeit.“ Der Ruf, Gott noch mehr Raum in seinem Leben zu geben, aber wurde immer lauter. Dank seines Lehramtsstudiums reichte ein weiteres Jahr an der Uni, um Pfarrer werden zu können. 

Es gäbe noch viel über Alexander Brandl zu schreiben. Über sein Auslandsjahr in Frankreich. Seinen einstigen Job als Requisiteur bei einem Teleshopping-Kanal. Oder über seine Statistenrolle an der Bayerischen Staatsopfer, wo er jedes Jahr zur Weihnachtszeit in „Hänsel und Gretel“ einen Baum spielt. Nicht von ungefähr bezeichnet Alexander Brandl sein Leben als „Sammelsurium an Erfahrungen“.  

Jede einzelne davon prägt seine Arbeit. Und seine Botschaft. Er möchte die Menschen dazu ermutigen, Dinge auszuprobieren – auch, wenn unerwartete Wendungen und Brüche im Lebenslauf von außen als Scheitern verurteilt werden könnten. „Am Ende des Lebens bereuen die wenigsten, was sie getan haben“, sagt Alexander Brandl. „Sie bereuen, was sie nicht getan haben.“ 

30.06.2025
Silke Scheder

#Rundfunkreferat#Alexander Brandl#Rundfunk#Morgenfeier

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